Was hat der Eurovision Song Contest eigentlich noch mit Musik zu tun?

Seit knapp über einem Jahr lebe ich nun in Lissabon. Dass der Portugiese Salvador Sobral mit seiner Ballade “Amar pelos dois” am 13.05.2017 ziemlich überraschend den 62. Eurovision Song Contest in Kiew gewann und somit den diesjährigen Wettbewerb nach Lissabon holte, war eine ziemliche Sensation und für einige Zeit Gesprächsthema. So hielt sich der Song 14 Wochen in den portugiesischen Charts und schaffte es bis auf Platz eins.

Knapp ein Jahr später stand nun der nächste Song Contest in meiner Wahlheimat an. Und ich war nicht dabei. Zwar war ich an dem Wochenende sowieso nicht in Lissabon. Aber davon abgesehen, wäre ich auch nicht hingegangen, wenn ich in der Stadt gewesen wäre. Es ist zwar normalerweise eine ganz nette Show die da auf die Beine gestellt wird, aber in meinen Augen steht die Musik hier nach Kommerz und Politik höchstens an dritter Stelle.

So muss zum Beispiel der deutsche Beitrag nicht an den Halbfinal-Vorentscheidungen teilnehmen, weil Deutschland zu den größten Geberländern für diese Veranstaltung zählt. Dieser Modus ist ungerecht und trägt nicht unbedingt zur Qualität bei. Zwar war der deutsche Beitrag dieses Jahr unter den Top-Ten; aber eben zum ersten Mal seit fünf Jahren und nach zwei letzten Plätzen in 2015 und 2016 sowie einem vorletzten Platz im letzten Jahr. In diesen Jahren wurde einem “besseren” Beitrag die Möglichkeit der Finalteilnahme genommen, einfach nur weil Deutschland mehr Geld zahlt. Natürlich muss es so sein, dass die größten Geldgeber gewisse Vorzüge erhalten. Aber dass dadurch einzelne Teilnehmer auf Kosten anderer Künstler in solch einer Weise bevorzugt werden, kann ich nicht nachvollziehen.

Dass dann ausgerechnet der Verteidigungsminister Israels den Sieg seines Landes bei einem Kunstwettbewerb zum Anlass für eine verbale Attacke gegen Syrien und den Iran nimmt hat mir dann vollends gereicht. Das war ein wager vorgeschmack auf das, was uns erwartet, wenn Israel im nächsten Jahr den ESC austrägt…