Weingenuss beim Wandern

Weingenuss beim Wandern

11. September 2019 Allgemein 0

 

Gut, dass die Zeiten vorbei sind, in denen das Wandern ein völlig verstaubtes Image hatte. Ältere Herren bewaffnet mit Wanderstock und Lederrucksack, dazu noch fröhlich singend unterwegs in den heimischen Wäldern, solche Bilder mögen zwar noch in manchen Köpfen herumspuken, mit der Wirklichkeit haben sie zum Glück nichts mehr zu tun.

Wandern ist in. Bei Menschen, die einen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag suchen, die raus wollen aus den Städten, die die Natur mit allen Sinnen erleben wollen und dabei meine ich wirklich alle Sinne. Es geht nicht nur darum, herrliche Ausblicke von hohen Berggipfeln zu genießen, es geht auch darum, die Natur zu hören, das Rauschen des Windes, die vielfältigen Stimmen der Vögel im Wald, es geht darum, die Natur zu riechen, den Duft des frischen grünen Laubs im Frühjahr, den Geruch der Tannen und es geht darum, die Natur zu schmecken, die frischen Brombeeren am Wegesrand genauso wie die kulinarischen Genüsse, die man auf einer Wanderung erleben kann. Gutes Essen und einen guten Schluck Wein, was will man mehr.

Eine der beliebtesten Wanderrouten in Deutschland, wo dieses Genusspaket angeboten wird, ist der Roteinwanderweg entlang der Ahr südlich von Bonn. Bereits 1972 wurde der Weg durch die Steilhänge des Weinbaugebiets Ahr angelegt. Er führt immer entlang der Ahr durch das größte geschlossene Rotweinanbaugebiet, das es Deutschland gibt. Ahrwein wird von Rotweinkennern geschätzt. Einmal wegen der Sortenvielfalt. An der Ahr werden Spätburgunder, Regent, Portugieser und Dornfelder angebaut, um nur einige Sorten zu nennen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: vom leichten Portugieser bis zum opulenten Spätburgunder. All diese Sorten kannst du entlang des Rotweinwanderwegs probieren.

Der Rotweinwanderweg ist 35 Kilometer lang. Er startet in Altenahr mit dem Aufstieg zur Burgruine Are. Danach folgst du immer dem Wanderzeichen rote Traube bis Bad Bodendorf. Mal geht es durch die offenen Weinberge mit fantastischen Ausblicken auf das Ahrtal, mal führt der Weg durch schattige Wälder, was gerade im Sommer eine richtige Wohltat sein kann. Der einzige Nachteil am Rotweinwanderweg ist seine Beliebtheit. Jährlich wandern eine Million Menschen über die Strecke. Daher kann es gerade am Wochenende richtig voll werden. Besser ist es daher, unter der Woche zu wandern. Den Weg selbst kann man in zwei oder drei Etappen gehen, je nach Kondition. 

Kulinarische Genüsse gibt es zwischendurch in jedem Ort. Beliebt sind gerade bei Wanderern die Straußenwirtschaften. Sie bieten guten Wein und ein leckeres Angebot an bodenständigen Speisen. Die Auswahl ist groß. Im Netz gibt es eine sehr hilfreiche Liste aller Straußenwirtschaften an der Ahr. Neben den Anschriften und Telefonnummern sind dort auch die jeweiligen Öffnungszeiten angegeben. Straußenwirtschaften sind nämlich ein Nebenerwerb der Winzer und daher nicht ständig geöffnet.

Auf dem Rotweinwanderweg kannst du eine Menge entdecken. Das geht gleich am Start in Altenahr los. Hoch über der Ahr thront hier majestätisch die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Are, übrigens nicht die einzige Burg oder Burgruine entlang des Rotweinwanderwegs. Unterwegs geht es dann hinauf auf die Höhenzüge des Ahrgebirges zum bekannten Aussichtspunkt „Bunte Kuh“, einer markanten Felsnase. Eine Kuh im Wald? Noch dazu eine bunte, das kann doch nicht sein! Doch, die bunte Kuh verdankt ihren merkwürdigen Namen einem sprachlichen Missverständnis. Französische Soldaten lobten den hier angebauten Wein mit den Worten C’est bon de gout , übersetzt bedeutet das: das schmeckt gut, was die Ahr-Winzer freilich als Bunte Kuh verstanden. 

Wenige Kilometer weiter kommst du dann zu einem Ort, der lange Zeit als geheim galt, nämlich zum ehemaligen Regierungsbunker. Hier bohrte und sprengte man im Kalten Krieg ein 17 km langes Tunnelsystem in den Berg und richtete 897 Büro- und 936 Schlafräume für die Bonner Bürokratie ein, um im Falle eines Atomkriegs handlungsfähig zu bleiben. Erst 1997 wurde die gigantische Anlage aufgegeben und zurückgebaut. Heute sind die Gänge leergeräumt, die Eingangstüren sind verschweißt. Einen kleinen Einblick kann man aber dennoch erhalten. 2008 wurde die Dokumentations-stätte Regierungsbunker fertig. Hier ist ein 203m langes Bunkerstück erhalten mit zahlreichen Informationen rund um den Regierungsbunker. 

Führungen gibt es mittwochs, samstags und sonntags. Weitere Infos findest du hier: https://www.dasahrtal.de/regierungsbunker/

Und mir bleibt nur noch eines zu wünschen: Viel Spaß bei Weingenuss auf dem Rotweinwanderweg!

 

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